Thera heute

Sehr verwirrend.

Wir griffen eine Situation auf und es ging um das was es auslöst.

Damals waren da mehrere Ebenen. Die eine, die abgeklärt war, sich selbt Anweisungen gab, ¨lass locker, dann tuts weniger weh; mach dies oder das, dann gehts schneller vorbei¨ usw. Die sehr genau weiß was passiert, was zu tun ist und das auch macht – ohne Gefühl bei – ähnlich dem heutigen ¨Funktionieren¨.
Dann ist da ein Teil der fast hektisch um sich schaut, bloss alles im Blick behalten, unter Kontrolle haben – der mich sehr irritierte – dazu später mehr. Und ein Teil der ¨ich will das nicht¨ dachte, aber auch einer, der völlig fassungslos war, weil sich das andere Mädchen so ¨falsch¨ verhielt usw.

Für mich unverständlich war: der Säbelzahntiger steht vor mir – ok das Funktionieren ist noch das Totstellen, das ¨ich will das nicht¨ ist auch klar, aber alles im Auge behalten? Was interessiert mich der Baum hinterm Säbelzahntiger, wenn der vor mir steht?
Wäre es ein darauf konzentrieren gewesen – wäre es ablenken, aber das war es ja nicht.

Die Erklärung des Theras war dann einleuchtend: das was der Mann tat – war für mich berechenbar, klar, in der damaligen Situation logisch, nicht toll, aber klar. Auch der andere Mann war klar und logisch, aber das andere Mädchen – das war die Gefahr. Es verhielt sich so anders, nicht so wie ich es kannte, wie es erwartet wurde, Es verhielt sich so, dass ¨Strafe¨ zwangsläufig folgen musste.

Aus der damaligen Sicht war das unmöglich – und gefährlich. Sie war nicht berechenbar und durch ihr Verhalten forderte sie die Gewalt noch mehr heraus.

Nur um das klarzustellen: das ist natürlich nicht so – sie hatte keinerlei Schuld oder ähnliches – heute weiß ich das. Aber damals, war sie der Faktor, der unberechenbar war. Daher auch das Augenmerk darauf – weil es eben kein Baum hinterm Säbelzahntiger war, sondern noch mehr Säbelzahntiger, die gefährlicheren.

Mir wurde auch klar – ich weiß nicht was ich sehe. Wenn ich die Situation, anschaue, erkenne ich das andere Mädchen als Kind, die Männer als Menschen und Täter,  aber die 12-jährige, die ich bin – erkenn ich nicht. Ich weiß nicht was das ist – ob Mensch, Gegenstand – auf keinen Fall Kind, wenn schon eher Erwachsene, aber eigentlich nicht mal Mensch. Eher einen Roboter, der handelt, funktioniert, so wie einprogrammiert.

So gibt es für die oben genannten Ebenen – keine Verbindung – als würden unterschiedliche Personen die Situation sehen und jeweils was ganz anderes sehen. Es gibt kein Miteinander. Noch nicht mal wirklich eine Gemeinsamkeit. Also nicht mal einzelne Puzzlestücke, sondern auch noch verschiedene Puzzle.

Und auch Widersprüche im heute – das die nicht als Kind sehen können und gleichzeitig aber wissen, es war falsch, nicht richtig. Dazu mischt sich natürlich auch das: was sagt das über mich aus, dass ich das nicht als Kind erkenne/sehe oder in dieser Situation das andere Mädchen als ¨Gefahr¨ sehe und nicht die Täter.

Wir schaffen es nicht die Teile zusammenzukriegen.  Mir fällt da immer der Liebeskummer der Monster des Alltags ein. Der nichts ¨eigenes¨ hat, nur zusammengestückelt ist aus Teilen von anderen.

So komm ich mir vor – viele Teile, die (im Gegensatz zum Liebeskummer) auch nicht zusammenpassen, kein Ganzes bilden.

Und wo bleibt das Mitgefühl? Das war für mich eine große Frage. Der Thera meint, dass das noch nicht dran ist, dass ich noch kein Mitgefühl mit der 12jähigen damals haben kann, weil es mich zerreissen würde, weil es kein Bild gibt.

Es ging dann noch darum, dass das ja heute nicht anders ist – und was ¨Selbstbild¨ist – dass auch einzelne Ansichten ein ¨Selbstbild¨sind – worauf mir nur einfiel, aber ein arg schräges.

Da musste er lachen. Ja mein Bild vom Menschen und von mir ist – schräg. Sehr schräg. Aktuell zu schräg um da was zusammen zu kriegen. Zu schauen wer oder was ich bin – und das, was für mich den Menschen auch ausmacht – zu finden – in mir. Damit ich mich dann auch als Mensch sehen kann – vielleicht.

Ich will nicht ein Sammelsurium aus Anteilen sein, nichts eigenes haben, nichts ¨ganzes¨ sein. Eigentlich will ich auch nicht nur ein ¨Miteinander¨- sondern ein ganz sein eben, eine Einheit sein.

Vom Kopf her ist mir klar, dass ich mir dazu die einzelnen Anteile anschauen muss, oder dass es ok ist, wenn Anteile sehr gegensätzlich sind. Gefühlt ist da nur Chaos und Durcheinander und nicht wissen was oder wer da ist.

Vielleicht ist das auch nötig, damit ich dann – das Kind sehen kann. Denn es erschreckt mich sehr, dass ich das nicht sehe.

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